Immer aufwärts
Grundsätzlich bringt die Denkhaltung und der Wunsch, dass es „aufwärts“ geht, ja viel Positives mit sich. In der Umsetzung möchten es viele jedoch möglichst bequem haben und wünschen sich daher lieber einen Aufzug oder die Gondel, als sich den Weg mühsam zu erarbeiten. Dann doch lieber auf dem direkten Weg „immer aufwärts“.
Doch Veränderungen und Entwicklungen verlaufen nur selten linear. Stattdessen sind es oft die Umwege, Abstiege und Aufenthalte in Tälern, die im Rückblick betrachtet entscheidend für die Entwicklung waren, weil sie Lernerfahrungen boten und neue Perspektiven ermöglichten. Das gilt für einzelne Mitarbeitende, Führungskräfte genauso wie für Teams, Abteilungen und ganze Unternehmen.
Nichts gegen Ehrgeiz, Leidenschaft, Zwischensprints, Perfektion und das Streben, jeden Tag voran zu kommen und besser zu werden. Doch ein dauerhaft zu hohes Tempo, das „Nicht-Mitnehmen“ von Personen, das (von außen) Überstülpen fertiger Konzepte und Ideen, unrealistische Ziele, das ständige „Nabelschau-Betreiben“ oder auch der permanente, neidische Blick auf die (scheinbar) noch erfolgreicheren Menschen und Teams sind alles andere als zielführend. Viel wichtiger ist es, dass jeder an seinem Standort und auf seiner Höhe die beste Version von sich selbst ist. Und die ist von Dynamik geprägt und damit nie etwas Fertiges, Statisches.
Wie war das doch gleich mit dem: „Der Weg ist das Ziel“? Besonders an den Hängen, wo die Steilheit die Leistungsfähigkeit von Menschen oder Fahrzeugen überfordern würde, haben sich bereits im Altertum Serpentinen mit ihren schlangenförmig angelegten, engen Kehren bewährt. Dadurch ist die Strecke zwar um ein Vielfaches länger, doch so ist es möglich, den gleichen Höhenunterschied mit geringeren Steigungen zu überwinden – also Prozess statt Exzess.
Die Lautsprecherstimme des Personenaufzugs einer Kinder- und Jugendpsychiatrie begrüßt jeden Fahrgast im Erdgeschoss nach dem Drücken des gewünschten Stockwerks mit „aufwärts“. Denn egal ob stationäre Aufnahme oder ambulanter Termin, sämtliche Abteilungen befinden sich in den oberen Stockwerken. Erwachsene nehmen dieses kleine Detail „Es geht aufwärts“ übrigens oft nicht so sehr wahr wie die Menschen, um die es in dieser Einrichtung geht: Kinder und Jugendliche. Auch wenn es mit Sicherheit nicht absichtlich so geplant wurde, so geht es doch in dieser Klinik nach dem Betreten „immer aufwärts“ – zumindest im Aufzug.
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