Sehen und gesehen werden
Im Straßenverkehr sorgt die Regel „Sehen und gesehen werden“ dafür, dass alle, die am Verkehr teilnehmen, auf Situationen (rechtzeitig) reagieren können. In der Mitarbeiterführung kommt ergänzend hinzu, dass mit dem „Gesehenwerden“ ein Gefühl von Wertschätzung verbunden wird. Denn Wertschätzung heißt „Ich sehe dich“, und zwar nicht nach dem Motto „Big Brother is watching you“, sondern auf die positive Art: „Ich weiß, wie du bist und wie du dich in deine Arbeit einbringst, und das schätze ich als wertvoll ein.“ Bei Wertschätzung geht es um den Menschen als Ganzes, das heißt: Wir empfinden ehrliche Freude, Dankbarkeit oder Bewunderung über das Sein, Tun, die Eigenart oder die erreichten Ziele eines anderen.
Manche Führungskräfte sehen Wertschätzung als „sozialromantischen Kuschelkurs“. Dabei macht eine Wertschätzungs-Kultur allein schon aus betriebswirtschaftlichem Kalkül heraus Sinn. So wurde in vielen Untersuchungen belegt, dass sich Wertschätzung, Lob und Anerkennung positiv auf Motivation, Arbeitsfähigkeit, Kreativität, Einsatzfreude, Teamklima, Kon-fliktfähigkeit, Fehlerkultur, Empfehlungsmanagement und Fluktuation auswirken.
Allerdings: Wird Wertschätzung und Lob mechanisch, aus taktischen Gründen oder aus Pflichtgefühl heraus eingesetzt, „funktioniert“ das zwar (denken wir an den Pawlow’schen Hund), doch es ist nicht nachhaltig und wird schnell als unglaubwürdig durchschaut.
Wertschätzung ist verbunden mit Wohlwollen und Respekt, und dabei entstehen nicht mal zwangsläufig finanzielle Ausgaben. Denn sie drückt sich oft durch kleine Gesten wie ein aufmerksamer Blick, interessiertes Zuhören und Nachfragen oder das Aufhalten einer Tür aus.
Übrigens: Es heißt ja „sehen und gesehen werden“. Das bedeutet auch, dass ich nicht nur darauf warte, ob ich von jemandem gesehen werde, sondern dass ich selbst auch meinen Part übernehme und „sehe“. Damit ist Wertschätzung zeigen nicht ausschließlich der „Job“ von Führungskräften, sondern sie ist nach „oben“, „unten“ und auf „gleicher Höhe“ möglich.
In diesem Sinne: Mal sehen, wen Sie als nächstes „sehen“ und wer Sie „sieht“!
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